Wie solidarisch ist die EU, Herr Professor Weidenholzer?

Unter diesem Motto durften rund 90 Schüler*innen der Berufsschule Wels 3 (Botschafterschule des europäischen Parlaments) den ehemaligen EU-Abgeordneten, emeritierten Universitätsprofessor und Zeit seines Lebens engagierten Sozialpolitiker, Mag. Dr. Josef Weidenholzer, begrüßen. Die Veranstaltung fand anlässlich des Europatages im Foyer der Schule statt. Im Vorfeld dieses Besuches bereiteten sich die Schüler*innen der 3. Klassen der Einzelhändler*innen des REWE-Konzerns, die pharmazeutisch-kaufmännischen Assistent*innen sowie die 2. Klasse der Großhändler*innen intensiv auf das Thema Europa vor. Sie setzten sich sowohl mit der politischen als auch der wirtschaftlichen Dimension der EU auseinander und näherten sich so tagesaktuell diesem durchaus abstrakten Thema.

Prof. Weidenholzer gab in seinem Referat einen pointierten Einblick in den Alltag eines EU-Abgeordneten. Er nahm lebendig Stellung zum Spannungsfeld zwischen EU-Parlament,  Kommission, europäischem Rat und den Zurufen aus der Heimat. Die gemeinsame Idee der EU als Friedensprojekt unterliege nach wie vor einem Entwicklungsprozess. Einen „Masterplan“ wie diese Gemeinschaft zu agieren habe, hätte es bei der Gründung keineswegs gegeben, so Weidenholzer. Die EU sei das, was wir daraus machten. Als Wähler*in sei man keineswegs machtlos. Viele Initiativen des EU-Parlaments, wie die Reform von EUROPOL , an der er federführend mitgearbeitet habe, hätten massive Verbesserungen in der Bekämpfung der organisierten Kriminalität gebracht. Solidarität  und Demokratie seien, von einigen Ausnahmen abgesehen, groß geschrieben in Brüssel.

In der anschließenden Diskussion standen Fragen der Schüler*innen zum Green Deal, dem Verhältnis USA-EU, der Solidarität mit der Ukraine, der Einkommensschere zwischen den Geschlechtern sowie Inflationsbekämpfung im Mittelpunkt. Anhand einer (nicht ganz ernst gemeinten) Frage nach der EU-Vorschrift des „Bräunungsgrades von Pommes frites“ erklärte Prof. Weidenholzer das EU-Bashing mancher nationalen Regierungen. Diese würden die Vorgaben aus Brüssel oftmals viel zu kompliziert umsetzen. Im Schlusswort erinnerte Prof. Weidenholzer noch augenzwinkernd daran, dass die weltpolitischen Problemfiguren ausschließlich männlich seien und daher eine von Frauen regierte Welt möglicherweise eine bessere sei.

Äußerst professionell moderierte wurde die Veranstaltung von der Schulsprecherin des 4. Lehrgangs, Heike Höbarth, die eingangs den Referenten genauer vorstellte und die Fragerunde leitete.

Insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung von Schüler*innen für Schüler*innen mit einem Referenten, dem man die Freude am Austausch mit jungen Menschen anmerkte.